Durch die Finger gerutscht

THE MEMORIAL – FINAL: Martin Kaymer macht auf den letzten 9 Löchern eine Blase am Mittelfinger zu schaffen, die ihm späte Bogeys einbrockt. Patrick Cantlay feiert so den Sieg.

Überflieger Patrick Cantlay, der mit 8 unter Par die Superrunde des Sonntags schießt und 5 Schläge auf Martin Kaymer mühelos aufholt, wäre kaum zu stoppen gewesen. Beim Deutschen spielt jedoch in der alles entscheidenden Phase der rechte Mittelfinger nicht mit: eine schmerzhafte Blase lässt die Präzision in den langen Schlägen abhanden kommen. Mit stumpfen Waffen kämpfend wird es nichts mit dem ersten Sieg in Amerika seit der US Open 2014: aber auch ein dritter Platz ist sein erstes absolutes Topergebnis auf der PGA Tour im heurigen Jahr und bringt ihn einer neuen US Tourkarte und dem Aufstieg in der Weltrangliste ein schönes Stück näher.

Martin Kaymer zeigte in Muirfield Village vor den strengen Augen von Jack Nicklaus seine bislang klar beste Saisonleistung. Mit Runden von 67 und 68 Schlägen erkämpfte sich Deutschlands Nummer 1 bereits zur Halbzeit die geteilte Führung und schüttelt am Samstag mit fehlerloser 66 die Verfolger etwas ab. Zwei Schläge vor Adam Scott und bereits vier Shots vor weiteren Verfolgern wie Jordan Spieth geht er als Topfavorit in den Sonntag.

Genau dieses Vorhaben setzt Kaymer in der Anfangsphase der Schlussrunde perfekt um. Mit solidem Golf hält er sich die Probleme vom Leib, kann sich aber auch auf den ersten Löchern keine zwingenden Chancen erarbeiten. Aber am 3. Loch ist es so weit: perfekte Annäherung auf unter einen halben Meter zur Fahne und das leichte Birdie. Das nächste perfekte Wedge landet er am ersten Par 5 und holt sich den nächsten Schlaggewinn ab. Auch am zweiten Par 5 punktet der Düsseldorfer, diesmal über gefühlvollen Chip und Putt und kann mit dem Birdie seinen Vorsprung sogar auf drei Schläge ausbauen. Rund um das 9. Grün bekommt Martin das giftige Rough schmerzhaft zu spüren, muss zweimal chippen ehe er überhaupt zum Putten kommt und gibt so seinen ersten Schlag überhaupt am Wochenende ab.

Mit nur mehr einem Schlag Vorsprung auf Patrick Cantlay geht es auf die letzten 9 Löcher. Der US Boy wird zum großen Herausforderer für den Deutschen, hat bereits 6 Schläge gutgemacht und an der Spitze gleichgezogen. Da kommt Kaymer das Par 5 der 11 gerade recht: wieder ein perfektes Wedge gezündet und aus knapp zwei Metern den Birdieputt eingelocht.

Eine unmögliche Situation fasst Kaymer im Grünbunker der 12 aus und lässt sich einen Viermeterputt zum Par. Jack Nicklaus meint noch in der Kommentatorenbox, dass dieser Putt sehr langsam werden wird, Martin bleibt prompt zu kurz und kassiert das nächste Bogey. Die Fehler häufen sich gefährlich: nach einem fett getroffenen Pitching Wedge aus 140 Metern an der 13, das im Rough verschwindet, läuten alle Alarmglocken. Sein Ball ist eingebohrt, was Kaymer nach Free Drop eine bessere Lage gibt: diese kann er jedoch nicht nutzen um nah genug zur Fahne zu chippen um das Par zu retten. Erstmals gibt er die Führung ab.

Wie sich herausstellt, sind die plötzlich streuenden Golfschläge auf eine Blase auf Kaymers Mittelfinger der rechten Hand zurückzuführen: ohne sicheren Griff geht es vom 15. Tee rechts ab in den Wald und von dort links ins Wasserhindernis: nach Drop mit Strafschlag kommt er erst nach vier Schlägen zum Putten und rettet so am letzten Par 5 noch das Par.

Kaymer beißt auf die Zähne und rafft sich mit drei Schlägen Rückstand auf den Überflieger des Tages, Patrick Cantlay, noch zu einer Schlussattacke auf: ein perfektes Eisen 7 legt ihm an der 16 noch eine dicke Birdiechance auf, die jedoch ungenutzt bleibt. Mit Bogey und nur der 72 schleppt sich Kaymer über die Ziellinie und muss noch Adam Scott an seiner Seite vorbeiziehen lassen. Platz 3 markiert dennoch sein bestes Ergebnis auf US Boden seit langem.

>> Endergebnis The Memorial

 

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